Legasthenie, auch als Lese-Rechtschreib-Störung bekannt, ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die das Erlernen und Anwenden von Lesen und Schreiben erschwert. Die Diagnose von Legasthenie ist ein wichtiger Schritt, um betroffenen Kindern und Erwachsenen gezielte Unterstützung und passende Fördermaßnahmen zu bieten. In diesem Artikel erläutern wir, wie der diagnostische Prozess abläuft und welche Methoden zum Einsatz kommen.
Die ersten Hinweise auf Legasthenie treten oft in der frühen Schulzeit auf, wenn Kinder Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens haben. Typische Symptome können sein:
- Langsames Lesen mit vielen Fehlern,
- Schwierigkeiten bei der Rechtschreibung,
- Probleme, Buchstaben und Laute zu verbinden,
- Vermeidungsverhalten in Bezug auf Lesen und Schreiben.
Eltern, Lehrer oder andere Bezugspersonen sollten bei solchen Anzeichen aufmerksam werden und eine professionelle Diagnostik in Betracht ziehen.
2. Wer führt die Diagnostik durch?
Die Diagnostik wird in der Regel von spezialisierten Fachleuten durchgeführt, wie z. B.:
- Kinder- und Jugendpsychologen,
- Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
- Lerntherapeuten oder Legastheniezentren.
3. Ablauf der Diagnostik
Der diagnostische Prozess erfolgt in mehreren Schritten, um eine umfassende Beurteilung der Fähigkeiten und Schwierigkeiten des Betroffenen zu gewährleisten.
a) Anamnese:
Im ersten Schritt werden Informationen zur Entwicklungsgeschichte, zum schulischen Werdegang und zur familiären Situation gesammelt. Ziel ist es, mögliche Ursachen oder zusätzliche Faktoren (z. B. Hör- oder Sehprobleme) zu identifizieren.
b) Standardisierte Tests:
Es gibt eine Reihe von wissenschaftlich validierten Tests, die die Lese- und Rechtschreibfähigkeiten messen. Beispiele sind:
- Lesetests (z. B. zur Lesegenauigkeit und -geschwindigkeit),
- Diktate oder Rechtschreibtests,
- Tests zur phonologischen Bewusstheit.
c) Intelligenztests:
Da Legasthenie nicht mit einer allgemeinen Intelligenzminderung verbunden ist, werden oft Intelligenztests durchgeführt, um andere Lernstörungen auszuschließen.
d) Ausschlusskriterien:
Um sicherzustellen, dass die Schwierigkeiten nicht durch andere Ursachen wie neurologische Erkrankungen, Seh- oder Hörprobleme oder unzureichenden Unterricht bedingt sind, werden diese Faktoren gezielt untersucht.
4. Auswertung und Diagnosestellung
Nach der Durchführung aller Tests und Untersuchungen erfolgt eine detaillierte Auswertung. Eine Legasthenie-Diagnose wird gestellt, wenn die Lese- und Schreibprobleme signifikant unter dem Niveau liegen, das aufgrund des Alters, der Intelligenz und der Bildung zu erwarten wäre.
5. Bedeutung der Diagnose
Die Diagnose Legasthenie ist der erste Schritt, um gezielte Förderprogramme einzuleiten. Dazu gehören:
- Individuelle Lerntherapien,
- Angepasste schulische Unterstützung,
- Nutzung von Hilfsmitteln wie Spracherkennungssoftware oder Vorlesegeräten.
Eine frühzeitige Diagnose kann dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der Betroffenen zu stärken und langfristige schulische und berufliche Nachteile zu vermeiden.
Fazit
Die Diagnostik von Legasthenie erfordert eine sorgfältige und ganzheitliche Herangehensweise. Eltern und Lehrer spielen eine entscheidende Rolle, indem sie frühzeitig auf mögliche Anzeichen achten und die betroffenen Kinder ermutigen, Unterstützung zu suchen. Mit der richtigen Diagnose und Förderung können Menschen mit Legasthenie ihre Potenziale ausschöpfen und erfolgreich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.